Das Phänomen FOMO, Fear Of Missing Out, beschreibt die Angst, etwas zu verpassen. Im Umfeld der Börse bezeichnet FOMO die Angst, bei einer gewinnträchtigen Aktie oder einer anderen Anlagemöglichkeit nicht dabei gewesen zu sein. Ob Kleinanleger oder Großaktionär, wer seine Anlageentscheidungen auf dem Fundament der Angst trifft, erleidet oft hohe Verluste und plant seine Investitionen kurzfristig. Wie sich die FOMO auf Deine Investments auswirkt und was Du dagegen tun kannst, damit befasst sich der folgende Beitrag.
An der Börse sagt uns oft das Gefühl, was mir machen, und der Verstand, was wir vermeiden sollen.
André Kostolany
Der FOMO-Effekt an der Börse
Wie der FOMO-Effekt an der Börse funktioniert, hat in den letzten Jahren insbesondere das rege Interesse an den sogenannten Meme-Aktien wie Gamestop oder AMC und Blackberry gezeigt. Wurde eine Aktie medial viel gehypt, lockte diese viele private Anleger an. Durch die Zunahme an Investitionen erreichten Meme-Aktien kurzfristig starke Kurssprünge und lockten damit noch mehr Anleger an. Der Absturz ließ jedoch nicht lange auf sich warten, da mit den hohen Aktienkursen keine exzellenten Geschäftsaussichten einhergingen. Wer seine Gewinne nicht rechtzeitig mitgenommen hat, blieb auf den Verlusten sitzen.
Die Investitionsentscheidungen beruhten in diesem Fall vor allem auf der Angst, hohe Kursgewinne zu verpassen. Deshalb reduzierten Anleger ihre Cash-Bestände und investierten in den Markt. Dies wiederum ließ die Aktienkurse steigen und entkoppelte diese anschließend von der realen wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen. Zusammenfassend führt der FOMO-Effekt an der Börse zu irrationalen und unüberlegten Entscheidungen.
Wie schützt Du Deine Investments vor dem FOMO-Effekt?
Da der Mensch ein emotionales Wesen ist, lassen sich Emotionen nicht gänzlich vermeiden, egal wie rational jemand auch handeln möge. Insbesondere in volatilen Phasen können Emotionen zunehmen. Auch der tägliche Konsum von sozialen Medien und anderen Kanälen trägt dazu bei, eine FOMO zu entwickeln. Eine Schutzmaßnahme wäre folglich, den medialen Konsum so weit zu reduzieren, dass Informationen nur noch stark gefiltert und selektiv wahrgenommen werden.
Wie sehr in der aktuellen Börsenphase die Märkte von menschlichen Gefühlen beeinflusst werden, das misst u. a. der sogenannte Fear and Greed Index von CNN. Diesen kannst Du auch im Rahmen Deiner Beschäftigung mit der Börse berücksichtigen, um ein Gefühl für die aktuelle Marktlage zu bekommen. Schlägt der Index in zu viel Gier oder Angst um, ist Vorsicht angesagt.
Die Beschäftigung mit fundamentalen Daten von Unternehmen ist ebenfalls eine Maßnahme, die Dich vor schlechten Investitionen schützt. Auch handelt die Börse bekanntlich die Zukunft. Die Entwicklung kann keiner voraussagen, da absolut niemand die Zukunft kennt. Auch diese Erkenntnis kann dabei helfen, dem FOMO-Effekt zu entgehen. Wer kurzfristigen Trends hinterherjagt, geht ein hohes Risiko ein. Das muss aber nicht sein.
Eine weitere Schutzmaßnahme ist die Überlegung einer konkreten Strategie. Wer beispielsweise Anfang 20 oder Mitte 30/40 ist und gerade für den Ruhestand vorsorgt, fährt eine langfristige Strategie und braucht sich von der FOMO überhaupt nicht beeinflussen zu lassen. Am einfachsten ist in diesem Fall die Einrichtung eines automatischen Sparplans, über den ETFs und/oder Aktien gespart werden. Hier lautet die Devise: kaufen und liegen lassen.
Aber auch kurzfristige Anleger können sich Strategien zurechtlegen und ganz klare Regeln für sich bestimmen und das am besten schriftlich. Hierzu gehört die Beschäftigung mit Fragen wie: Wann steige ich ein? Wann steige ich aus? Wie lange bleibe ich in diesem Finanzprodukt investiert? Hilfreich ist es auch, sich nicht mit anderen zu vergleichen und die Herde das tun zu lassen, wozu sie gerade Lust hat, ohne ihr zu folgen.
Eine weitere Möglichkeit Deine Investments vor dem FOMO-Effekt zu schützen, ist zu verstehen, dass der Markt Dir viele Gelegenheiten bietet, Geld zu verdienen. Es gibt mehr als nur einen Zeitpunkt zum Einstieg und auch zum Ausstieg. Langfristiges Denken schlägt die Kurzsichtigkeit der Angst.
Schließlich ist der beste Schutz vor einer FOMO die finanzielle Bildung. Wer seine Fähigkeiten stetig ausbaut und sich regelmäßig mit dem Thema Investieren beschäftigt, reduziert seine Ängste, reflektiert vorhandene Glaubenssätze und trifft rationalere Entscheidungen.
Fazit
Die Angst, etwas zu verpassen, zieht sich durch das ganze Leben. Sei es ein Treffen mit Freunden, eine Reise, eine Investition, eine Jobgelegenheit oder, oder, oder. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Angst gehört zum menschlichen Leben dazu. Im Grunde stellen Angstgefühle eine Stress-Reaktion dar. Wie wir mit unserer Angst umgehen, das ist die entscheidende Frage. Dieses Gefühl zu haben ist weder schlecht noch gut. Erst durch unsere Bewertung empfinden wir Angst als etwas Schlechtes oder etwas Gutes.
An der Börse ist Angst kein guter Ratgeber. Sie führt zu impulsiven Entscheidungen, einem Herdentrieb sowie hohen Risiken. Um Deine Investments vor dem FOMO-Effekt zu schützen, ist es notwendig, sich mit diesem Gefühl Schritt für Schritt auseinanderzusetzen, die eigenen Investitionsentscheidungen zu hinterfragen und geeignete Maßnahmen zu nutzen, um sich nicht von der FOMO mitreißen zu lassen.
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