Wer sich mit dem Thema Geldanlage in ETFs beschäftigt, wird schnell fündig, wenn es um die beliebtesten und bekanntesten ETFs geht. Dazu gehören der MSCI World und der S&P 500. Während der Erste auf die Wertentwicklung von Unternehmen aus 23 Industrieländern setzt, konzentriert sich der Zweite auf die 500 stärksten Unternehmen der Vereinigten Staaten. Der USA-Anteil im MSCI World ist dennoch nicht zu unterschätzen, er beträgt je nach ETF-Anbieter mittlerweile zwischen 65 % und 67 % (Stand Februar 2023). Beide ETFs haben aufgerundet in den vergangenen Jahren eine Rendite zwischen 7 % und 10 % p.a. erwirtschaftet. Welcher von beiden sich langfristig im Depot besser macht, erfährst Du in diesem Beitrag.
MSCI World oder S&P 500? Ein paar Kennzahlen für die erste Orientierung
MSCI World: Portfolioallokation und Branchenmischung
Der MSCI World beinhaltet aufgerundet zwischen 1500 und 1600 Unternehmen. Der Index existiert seit 1968. Da die Weltwirtschaft kein statisches Geschehen darstellt, ändert sich die Zusammensetzung. Einer der größten MSCI World ETFs mit einem aktuellen Anteilsklassenvermögen von USD 46.520.976.109, der iShares Core MSCI World UCITS ETF (WKN A0RPWH), zählt 1.512 Unternehmen (Stand: 23. Februar 2023). Die Portfolioallokation verteilt sich geographisch wie folgt:
- Vereinigte Staaten 67,44 %
- Japan 6,06 %
- Vereinigtes Königreich 4,36 %
- Frankreich 3,54 %
- Kanada 3,39 %
- Schweiz 2,85 %
- Deutschland 2,44 %
- Australien 2,24 %
- Niederlande 1,30 %
Die am stärksten vertretenen Branchen im MSCI World-Index sind: Informationstechnologie (21,23 %), Finanzdienstleistungen (14,37 %) und Gesundheitswesen (13,40 %). Die wichtigsten Unternehmen sortiert nach Gewichtung sind derzeit: Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet (A und C), Tesla, Exxon Mobil, UnitedHealth sowie Johnson & Johnson. Alle Unternehmen sind in den Vereinigten Staaten angesiedelt. Deshalb verwundert es nicht, dass die Gewichtung auf den USA im MSCI World ETF so hoch ist. Der Index besteht sowohl aus Large als auch Mid Caps.
S&P 500: Portfolioallokation und Branchenmischung
Der S&P 500 gilt als das wichtigste Aktienbarometer für die USA. Er vereint die 500 wichtigsten Unternehmen des Landes unterschiedlicher Größe. Die Gewichtung ist abhängig von der Streubesitz-Marktkapitalisierung. Je mehr handelbare Anteile eines Unternehmens frei am Markt verfügbar sind, desto mehr Gewicht erhält das Unternehmen im Index. Über die Aufnahme entscheidet die Ratingagentur Standard & Poor’s, nach der der Index benannt ist. Diese hat den S&P 500 1957 ins Leben gerufen.
ETFs auf den S&P 500 enthalten aufgerundet 97 % Anteil an amerikanischen Unternehmen. Der Rest entfällt auf Irland und Sonstiges. Einer der günstigsten ETFs auf den S&P 500, der Vanguard S&P 500 UCITS ETF (WKN A1JX53), weist schwerpunktmäßig folgende Branchenmischung auf: Informationstechnologie (27,70 %), Finanzdienstleistungen (10,64%), Nicht-Basiskonsumgüter (11,10 %) und Gesundheitswesen (14,52 %). Die größten Positionen sortiert nach Gewichtung sind derzeit: Apple, Microsoft, Amazon, Berkshire Hathaway, Alphabet (A und C), UnitedHealth, Exxon Mobil, Johnson & Johnson und JPMorgan Chase.
S&P 500 vs. MSCI World: Kosten, Rendite und Risiko
Die Gesamtkostenquote (TER) eines MSCI World-ETFs bewegt sich zwischen 0,12% p.a. und 0,50% p.a. Die Gesamtkostenquote (TER) eines S&P 500-ETFs liegt zwischen 0,05% p.a. und 0,19% p.a. Wer sich das Renditedreieck vom MSCI World innerhalb der letzten 20 Jahre anschaut, stellt fest, dass die jährliche Rendite zum Teil vom Einstiegszeitpunkt (sowie Ausstiegszeitpunkt) abhängig ist. Wer beispielsweise nach der Finanzkrise 2008 eingestiegen ist und den ETF auf den Index bis heute hält, hat bis Ende 2022 eine Durchschnittsrendite von 9,8 % p.a. erwirtschaftet. Wer 2016 gestartet ist, hat bis Ende 2022 eine Durchschnittsrendite von 6,6 % p.a. erreicht. Eine langfristige Haltedauer zeigt eine Tendenz zu einer höheren Rendite.
Der S&P 500 zeichnet ein besseres Bild. Wer 2008 nach der Finanzkrise investiert hat und den ETF bis heute auf den Index hält, freut sich über eine Durchschnittsrendite von 10,9 % p.a. Wer 2016 angefangen hat, kommt auf eine Durchschnittsrendite von 9,4 % p.a. Der Grund hierfür ist einfach herauszufinden: Technologieunternehmen haben bis Ende 2021 sehr gut performt und bis März 2020 ging es zehn Jahre lang fast nur aufwärts im Bullenmarkt.
Diese Tatsache hat sich sowohl auf den S&P 500 als auch MSCI World positiv ausgewirkt. Denn beide ETFs weisen einen hohen Anteil an Unternehmen aus dem Bereich der Informationstechnologie (IT) auf. Das macht sie allerdings von dieser Branche abhängig. Wenn es nicht so gut läuft wie aktuell, sinkt auch die Rendite des gesamten Index.
Wegen des hohen Anteils an amerikanischen Unternehmen ist der MSCI World stark auf Amerika fokussiert, dennoch ist der ETF etwas besser diversifiziert im Hinblick auf die Weltwirtschaft als der S&P 500. Letzterer ist sehr fokussiert auf ein einziges Land und dementsprechend vom Risiko etwas höher einzustufen. Gemäß dem Risiko-Ertrags-Verhältnis kommt hier das magische Dreieck der Vermögensanlage zur Geltung: Höhere Rentabilität ist nur in Verbindung mit einem höheren Risiko möglich.
Beim S&P 500 handelt es sich um einen Kursindex. Dasselbe gilt für den MSCI World. Das bedeutet, es werden keine Dividendenzahlungen bei der Wertentwicklung berücksichtigt. Hierfür geben beide Unternehmen weitere Indizes aus. Bei Morgan Stanley Capital International (MSCI) ist das der MSCI World Gross Total Return-Index. Bei diesem fließen neben der Wertentwicklung der enthaltenen Aktien auch die gezahlten Dividenden mit in die Kursberechnung ein, ohne Abzug der Quellensteuer. Im MSCI World Net Total Return Index werden hingegen sowohl die Dividenden als auch die Quellensteuer berücksichtigt.
Standard & Poor’s hat neben dem Kursindex ebenfalls zwei weitere Indizes im Portfolio: den S&P 500 Total Return Index sowie den S&P 500 Net Total Return Index. Der Erste ist ein Performanceindex, der Dividendenzahlungen mit einbezieht. Der Zweite berücksichtigt zudem die Quellensteuer.
Fazit: Welcher ETF ist also besser, S&P 500 oder MSCI World?
S&P 500 vs. MSCI World: Die Gegenüberstellung zeigt, wer auf einen dieser beliebten ETFs setzt, partizipiert langfristig am Erfolg der enthaltenen Unternehmen. Unter dem Strich bleibt die Rendite positiv. Bei einer stabilen Inflation von etwa 2 % bis 3 % übersteigt die Rendite die Inflation deutlich. D. h., das investierte Kapital wird von seiner Kaufkraft nicht nur erhalten, sondern es wird vermehrt. Wer einen dieser ETFs in sein Portfolio aufnehmen möchte, steht vor der Frage, welcher sich von der Allokation besser eignet. Hilfreich erweisen sich zudem folgende Fragen bei der Entscheidungsfindung:
- Welche Diversifikation möchte ich in meinem Portfolio haben?
- Glaube ich wie Warren Buffett an die Stärke der amerikanischen Wirtschaft?
- Wie lange ist mein Anlagehorizont?
- Möchte ich mit einer größeren, einmaligen Summe starten oder einen Sparplan auflegen?
- An welchen Börsen kann ich in meinem Depot handeln?
Wer ganz am Anfang steht und sein Depot erst aufbaut, ist womöglich mit dem MSCI World besser aufgehoben. Denn dieser vereint die Stärke der amerikanischen Wirtschaft mit der wirtschaftlichen Stärke (in manchen Fällen auch Schwäche) weiteren Industrieländer. Eins sollte jedem Anleger klar sein: Ein ETF ermöglicht eine Durchschnittsrendite. Die Rendite vom S&P 500 erreichte in den letzten Jahren fast 10 % p.a. Wer sich des Risikos wegen der Konzentration auf die Vereinigten Staaten bewusst ist, wählt diesen Index.
Eins steht fest: Das Portfolio wächst mit der Zeit. Es braucht deshalb nicht bei einem ETF zu bleiben. Für eine zusätzliche Diversifikation besteht die Möglichkeit, in weitere ETFs zu investieren, die Regionen wie Europa, Japan, Asien-Pazifik und Emerging Markets abbilden. Wer möchte, gewichtet dabei den S&P 500 wie im MSCI World mit etwa 65-67 % und verteilt die restliche Allokation auf die genannten Regionen. Wer weniger Anteile an der amerikanischen Wirtschaft haben möchte, verteilt sein Anlagevermögen eben anders. Wem das nicht genug ist, der setzt zusätzlich auf die ein oder andere Einzelaktie, wenn genug Erfahrung und Wissen vorhanden ist.
Da keiner von uns eine Glaskugel besitzt, bleibt die Zukunft im Leben wie auch an der Börse ungewiss. Niemand kann voraussagen, ob sich in den nächsten Jahren erneut ein Crash ereignet oder ein schwarzer Schwan auftaucht (Pandemie). Wer optimistisch an das Thema Investieren herangeht, wird am Ende belohnt, weil sich die Rendite nach durchschnittlich 15 Jahren an der Börse anhand von wissenschaftlichen Berechnungen stets als positiv erweist. Kurzfristige Investitionen in ETFs, Einzelaktien oder andere Produkte am Finanzmarkt sind bei einer Anlagedauer von weniger als fünf Jahren nicht empfehlenswert und unterliegen hohen Schwankungen.
Quellen:
https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251882/ishares-msci-world-ucits-etf-acc
https://www.justetf.com/de/how-to/sp-500-etfs.html
https://www.justetf.com/de/how-to/msci-world-etfs.html
https://www.boerse.de/renditedreieck/MSCI-World/XC0009692739
https://www.boerse.de/renditedreieck/SundP-500/US78378X1072
https://www.boerse.de/indizes/SundP-500/US78378X1072
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