Investoren suchen ständig nach neuen Möglichkeiten, ihr Portfolio zu optimieren und Rendite zu erzielen. Eine beliebte Investmentstrategie ist die sogenannte „Dividend Capture Strategy“, die darauf abzielt, kurzfristig von Dividendenausschüttungen zu profitieren. Diese Strategie erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Analyse, um erfolgreich zu sein und Risiken zu minimieren.
In diesem Artikel werden wir uns genauer mit der Dividend Capture Strategy befassen und erläutern, wie du diese Strategie erfolgreich anwenden kannst, um kurzfristig von Dividendenausschüttungen zu profitieren. Wir werden die Vor- und Nachteile dieser Strategie diskutieren und wichtige Tipps zur Umsetzung geben, damit du eine informierte Entscheidung treffen kannst, ob die Dividend Capture Strategy zu deiner Investmentstrategie passt.
Bezeichnungen in diesem Artikel:
Die Dividend Capture Strategy besteht aus vielen einzelnen Trades, die immer wieder dasselbe Muster haben. Einen vollständigen Trade dieser Strategie nenne ich ab hier liebevoll „Capture“. Ein Capture meint den kompletten Prozess der nötig ist, um die Dividende eines Unternehmens zu erhalten.
So funktioniert die Dividend Capture Strategy
Die Dividend Capture Strategy macht genau das, was der Name schon verspricht: Das Ziel dieser Strategie ist es, anstehende Dividenden „einzufangen“. Dazu werden Aktien möglichst kurzfristig um ein Datum herum gekauft, um die Dividende eines Unternehmens zu erhalten. Der Verkauf findet meistens innerhalb von 24 Stunden nach dem Kauf statt.
Grundlegende Funktionsweise von Dividenden
Dividenden sind ein Teil des Gewinns, den ein Unternehmen an seine Aktionäre ausschüttet. Im Wesentlichen sind Dividenden Zahlungen, die Aktionäre als Belohnung für ihre Investitionen in das Unternehmen erhalten. Wenn ein Unternehmen eine Dividende auszahlt, bedeutet dies, dass es einen Teil seines Gewinns an die Aktionäre weitergibt.
Es gibt drei wichtige Termine im Zusammenhang mit Dividenden: den Record-Tag, den Ex-Tag und den Ausschüttungs-Tag.
- Record-Tag: Der Record-Tag ist der Tag, an dem das Unternehmen eine Liste aller Aktionäre erstellt, die zum Stichtag im Besitz der Aktie waren. Diese Liste wird verwendet, um festzustellen, wer Anspruch auf die Dividendenzahlung hat.
- Ex-Tag: Der Ex-Tag ist der erste Tag, an dem eine Aktie ohne den Anspruch auf Dividende gehandelt wird. Der Ex-Tag ist normalerweise zwei Tage vor dem Stichtag, da der Handel mit Aktien in der Regel zwei Tage in Anspruch nimmt, um abgewickelt zu werden. Wenn ein Anleger die Aktie am oder nach dem Ex-Tag kauft, hat er keinen Anspruch auf die Dividende.
- Ausschüttungs-Tag: Der Ausschüttungs-Tag ist der Tag, an dem das Unternehmen die Dividende tatsächlich an die Aktionäre auszahlt. Dieser Tag erfolgt normalerweise einige Wochen nach dem Stichtag.
Die Grundlage für die Dividend Capture Strategy ist demnach, dass du die Aktien mindestens einen Tag vor dem Ex-Tag kaufst und beim Öffnen der Börse am Ex-Tag in deinem Depot hast. An dem Ex-Tag selbst kannst du die Aktien wieder verkaufen, da dir die Dividende bereits zusteht.
Da theoretisch jeder Tag ein Ex-Tag für irgendein Unternehmen ist, könntest du täglich Aktien am Ex-Tag verkaufen und in ein neues Unternehmen investieren, dass am folgenden Tag seinen Ex-Tag hat.
Im Mai 2023 könntest du also, abzüglich Feiertage und Wochenenden, 23 Unternehmen einen Tag vor ihrem Ex-Tag kaufen und 22 am darauffolgenden Ex-Tag verkaufen. (Das 23. Unternehmen wird erst am 31.05. gekauft und hat theoretisch seinen Ex-Tag erst am 01.06.)
Ein Dividenden Kalender hilft bei der Planung und zeigt alle bevorstehenden Unternehmen mit Ex-Tag nach Datum einfach und übersichtlich an.
Auch wenn diese kurzfristige Strategie relativ schnelllebig ist, musst du dich für die Auszahlungen der Dividenden meistens noch ein bisschen gedulden. Oft dauert es mehrere Tage bis Wochen, bis die Dividende final ausgeschüttet wird. Den Ausschüttungs-Tag gibt das Unternehmen zusammen mit der Dividende bekannt, sodass du zumindest jederzeit weißt, wann das Geld bei dir eintreffen sollte.
Was gibt es zu beachten?
Automatische Einpreisung der Dividende
Theoretisch sollte die Ausschüttung der Dividende zum Stichtag in ihrer Höhe vom aktuellen Aktienkurs abgezogen werden. Wenn du hier einmal genauer drüber nachdenkst, macht das auch Sinn: Das Unternehmen wird in einem Tag seinen Gewinn an die Aktionäre ausschütten. Wenn die Dividende 1 Euro betragen würde, stünde diese dem zukünftigen Aktionär, der die Aktie erst nach dem Ex-Tag kaufen würde, nicht zu und sollte folglich auch nicht im Aktienpreis inbegriffen sein.
Wie du im oben angezeigten Screenshot anhand der Dividende der Allianz SE von 2022 gut sehen kannst, liegen zwischen den Eröffnungspreisen des 4. und 5. Mai ganze 9 Euro. Es findet also tatsächlich eine Art Preiskorrektur für die Auszahlung der Dividende statt, die jedoch erfahrungsgemäß nie exakt dem Betrag der Dividende entsprechen.
Da die Kurse der Aktien sich meistens ganz unvorhersehbar verhalten, gibt es auch Fälle in denen Aktien am Folgetag substantiell niedriger oder höher handeln und die Preiskorrektur der Dividende gänzlich verwässern.
Tradinggebühren und Steuern
Jeder Kauf und Verkauf von Aktien ist mit Transaktionskosten verbunden. Wenn du die Dividend Capture Strategy anwendest, kaufst und verkaufst du möglicherweise häufiger als bei einer langfristigen Investmentstrategie, was zu höheren Transaktionskosten führen kann.
Daher ist es besonders wichtig, dass du bei einem Broker bist, bei dem die Gebühren nicht den Großteil der Gewinn auffressen. Interactive Brokers und viele Weitere haben pauschale Gebühren von einem Euro pro Trade. Hierdurch belaufen sich die Gesamtgebühren von einem Capture also auf gerade einmal zwei Euro.
Da Kapitalerträge wie Kursgewinne und auch Dividenden versteuert werden müssen, solltest du deine persönliche Steuerlast auf dem Schirm haben und in die Strategie mit einfließen lassen.
Kursgewinne und Verluste
Auch wenn die 24 Stunden, die meistens ein einzelner Capture dauert, nur sehr kurzfristig sind, unterliegt die Anlage in diesem Zeitpunkt dennoch den Kursschwankungen der Aktie. Das bedeutet in der Praxis, dass du manchmal einen Kursgewinn und manchmal einen Kursverlust erzielen wirst, während du die Aktien eines Unternehmen hältst und auf die Dividende wartest.
Über einen langfristigen Zeitraum sollten sich diese Kursgewinne und Kursverluste die Waage halten, damit die Dividenden wirklich als Profit verbucht werden können.
Tipps für die bestmögliche Performance
Es gibt einige Dinge die du beachten solltest, um die bestmögliche Performance mit der Dividend Capture Strategy zu erzielen:
- Kaufe nur Unternehmen mit einer Dividendenrendite von 3% oder mehr
- Kaufe nur Unternehmen die langfristig auch gute Investments sein könnten (Profitable, stabile und bekannte Unternehmen). Die Unternehmen sollten bereits relativ groß sein, als Richtwert würde ich für eine Marktkapitalisierung über 5 Milliarden schauen. In den meisten Fällen haben diese Unternehmen auch eine gleichmäßige Dividendenhistorie über die letzten 5+ Jahre
- Hat ein Unternehmen gerade erst seine Dividende erhöht, ist das oft ein Zeichen dafür, dass das Management sich sicher genug fühlt, mehr Gewinne an die Aktionäre auszuschütten
Fazit und Ausblick
Die Dividend Capture Strategy ist definitiv eine interessante Herangehensweise um kurzfristige Gewinne an der Börse zu erzielen. Ob die Strategie jedoch auch langfristig funktioniert oder nur unter bestimmten Voraussetzungen, werde ich in einer kleinen Artikelserie auf diesem Blog ausprobieren.
Hierfür habe ich ein neues Depot eingerichtet und knapp 4.000 Euro eingezahlt, mit denen ich die Strategie für einige Zeit ausprobieren werde. Meine Erfahrungen und Erkenntnisse werde ich nach und nach hier veröffentlichen.
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