Wenn du einen Kredit laufen hast und gleichzeitig Geld zur Verfügung steht, stehst du vor einer wichtigen Frage: Sollte das Geld lieber in die Tilgung des Kredits fließen oder besser angelegt werden? Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile, und die richtige Entscheidung hängt von mehreren Faktoren ab. In diesem Artikel schauen wir uns an, wann sich welche Strategie für dich lohnt.
Dein Kreditzins vs. der Anlagezins
Der wichtigste Punkt bei dieser Entscheidung ist der Vergleich zwischen dem Zinssatz deines Kredits und den potenziellen Renditen einer Geldanlage:
- Ist der Kreditzins höher als die Rendite einer Anlage, solltest du den Kredit vorzeitig tilgen. Warum? Weil du mit der Tilgung effektiv „sicher“ Geld sparst, indem du hohe Zinsen vermeidest.
- Ist der Anlagezins höher als der Kreditzins, lohnt sich eine Investition mehr, da dein Geld für dich arbeiten und mehr Rendite erwirtschaften kann, als du an Zinsen für den Kredit zahlst.
Beispiel:
- Du hast einen Kredit mit 5 % Effektivzins.
- Eine sichere Geldanlage bringt dir 3 % Rendite. In diesem Fall wäre die Kreditrückzahlung die bessere Wahl.
Die Rolle der Sicherheit und Flexibilität
Kredittilgung hat einen psychologischen Vorteil: Schuldenfreiheit gibt ein Gefühl der Sicherheit. Allerdings bindest du dein Geld damit langfristig. Im Falle eines finanziellen Engpasses fehlt dir möglicherweise die Liquidität, die du durch eine Anlage hättest behalten können.
Andererseits bietet eine Anlage mehr Flexibilität, besonders bei leicht zugänglichen Investments wie einem Tagesgeldkonto oder ETFs. Du kannst auf dein Kapital zugreifen, wenn du es brauchst, und profitierst dennoch von einer möglichen Rendite.
Steuerliche Aspekte berücksichtigen
Die Entscheidung zwischen Tilgen und Anlegen kann auch von steuerlichen Vorteilen abhängen:
- Schuldzinsen absetzbar? Wenn dein Kredit z. B. für eine vermietete Immobilie genutzt wird, kannst du die Schuldzinsen steuerlich geltend machen. In diesem Fall macht es Sinn, den Kredit weiterlaufen zu lassen und das Geld stattdessen anzulegen.
- Kapitalertragssteuer auf Anlagen: Bedenke, dass die Renditen aus Geldanlagen der Abgeltungssteuer (25 % plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) unterliegen. Das reduziert deinen Gewinn und kann den Vorteil gegenüber einer Tilgung schmälern.
Deine persönliche Situation
Neben den Zahlen spielen auch deine persönlichen Umstände eine große Rolle:
- Wie hoch ist dein Risikoappetit? Bist du bereit, Risiken einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen? Oder bevorzugst du die Sicherheit einer geringeren Schuldenlast?
- Wie stabil ist dein Einkommen? Wenn dein Einkommen unsicher ist oder du eine größere Anschaffung planst, könnte es klüger sein, das Geld anzulegen und liquide zu bleiben.
- Wie wichtig ist dir Schuldenfreiheit? Manche Menschen fühlen sich belastet, solange sie einen Kredit haben, und ziehen deshalb die Tilgung vor, selbst wenn sie rein rechnerisch weniger vorteilhaft ist.
Die Mischung macht’s
In vielen Fällen kann eine Kombination aus beiden Strategien sinnvoll sein. Zum Beispiel kannst du einen Teil des verfügbaren Geldes in die Tilgung stecken, um deine Schuldenlast zu reduzieren, und den Rest investieren, um eine Rendite zu erzielen. Dadurch profitierst du von den Vorteilen beider Ansätze.
Fazit: Wann ist was besser?
- Tilgung ist besser, wenn der Kreditzins höher ist als die potenzielle Rendite einer Anlage, du Schuldenfreiheit anstrebst oder auf Nummer sicher gehen willst.
- Anlage ist besser, wenn du eine höhere Rendite als den Kreditzins erzielst, flexibel bleiben willst und steuerliche Vorteile nutzen kannst.
Die Entscheidung ist letztlich individuell und sollte gut durchdacht werden. Nimm dir Zeit, deine Zahlen durchzurechnen, und überlege, welche Strategie am besten zu deiner finanziellen Situation und deinen persönlichen Zielen passt.
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