Falls du die letzten Wochen unter einem Stein gelebt hast will ich dir kurz auf die Sprünge helfen: In den letzten Wochen hatte Elon Musk zuerst einen großen Anteil des Social Media Giganten Twitter gekauft und seine Anteile am Unternehmen auf 9,2% erhöht. Obwohl diese Investition ursprünglich passiv geplant war, kamen ganz schnell Abstimmungen und Verbesserungsvorschläge aus dem Hause Musk, wie beispielsweise der Vorschlag zu einem Bearbeiten-Button für Tweets. Nun will Elon Musk das komplette Unternehmen für 43 Milliarden US-Dollar übernehmen, ca. $54,20 pro Aktie. Die Nutzer scheinen bislang Gefallen an der aktuellen Situation zu finden, der Vorstand nicht.
Nachdem Elon Musk auch nun die Idee hat die Gehälter des Vorstandes zu streichen, greift Twitter zu einer Maßnahme um sich gegen die Übernahme zu schützen. Wenn Außenstehende ohne Zustimmung des Vorstands mehr als 15% Anteile des Unternehmens erwerben, können Bestandsaktionäre die Anteile zu einem günstigeren Preis nachkaufen. Das soll die Übernahme erschweren und stellt Elon Musk so hin, als wäre er der böse Ameisenbär der gerade den Bau gefunden hat und anfängt die Population heraus zu saugen. Doch ist Elon Musk wirklich der Böse hier?
Enttäuschende Entwicklung
In meinen Augen ist das Twitter Übernahmeangebot von Elon Musk, das beste was dem Unternehmen seit langem passiert ist. Wenn ich gedanklich bei Social Media bin fallen mir in erster Linie zwei große Marken ein, die in meinem Kopf die Branche dominieren. Facebook und Twitter. Beide Unternehmen habe ich gefühlt seit ihrer Gründung auf meinem Schirm und dennoch kommt keines der beiden Unternehmen für mich als Investment in Frage. Bei Facebook gefällt mir die Unternehmenskultur nicht und die Produkte sind in meinen Augen toxisch für unsere Gesellschaft. Facebook hat in zahlreichen Situationen bewiesen, dass Geld ihnen wichtiger ist als Datenschutz oder der Nutzer selbst. Twitter war da schon immer etwas harmloser, aber die Tätigkeiten des Managements stellen alles in den Schatten was ich bislang bei einem Unternehmen gesehen habe.
Twitter war schon immer genau die Plattform, die sie jetzt auch ist. Und das meine ich nicht im positiven Sinne. Es fehlt dem Management scheinbar an kreativen Ideen und deren Umsetzung sowie die richtige Monetarisierungsstrategie. Während es Facebook mit einem ähnlichen Geschäftsmodell, nur einer anderen Plattform, von einem Umsatz in Höhe von rund $5 Milliarden in 2012 auf einen Umsatz in Höhe von $117 Milliarden in 2021 geschafft hat, konnte Twitter seinen Umsatz gerade einmal von $317 Millionen auf $5 Milliarden erhöhen. Für zwei Plattformen, die meiner Meinung nach die stärksten Marken in Social Media sind und beide ihr Geld durch Werbung verdienen, kommt Twitter ziemlich armselig daher.
Das beste was Twitter je passiert ist
Elon Musk möchte Twitter kaufen und das Unternehmen ordentlich umkrempeln. Meiner Meinung nach wäre das das Beste, was Twitter jemals passiert ist. Das Management von Twitter war in den letzten Jahren lausig und scheinbar ist eine Vorstandstätigkeit in diesem Unternehmen auch mehr ein Titel als ein wirklicher Job, wenn man sich mal die Anteile der Vorstandsmitglieder am Unternehmen anschaut.
Vorstandsmitglied | Jahre im Vorstand | Aktien (gerundet) | Marktwert ($) | % Besitz |
Jack Dorsey | 15 | 18.042.000 | 847.993.000 | 2,363 |
Omid Kordestani | 7 | 934.000 | 43.907.000 | 0,122 |
Parag Agrawal (CEO) | < 1 | 507.000 | 23.853.000 | 0,066 |
David Rosenblatt | 11 | 109.000 | 5.161.000 | 0,014 |
Bret Taylor (Vorsitzender) | 6 | 56.000 | 2.660.000 | 0,007 |
Martha Lane Fox | 6 | 32.000 | 1.528.000 | 0,004 |
Patrick Pichette | 5 | 24.000 | 1.166.000 | 0,003 |
Robert Zoellick | 4 | 21.000 | 1.011.000 | 0,003 |
Egon Durban | 2 | 15.000 | 705.000 | 0,002 |
Fei-Fei Li | 2 | 10.000 | 503.000 | 0,001 |
Mimi Alemayehou | < 1 | 3.000 | 174.000 | 0,000 |
Der Anteil der Vorstandsmitglieder am eigenen Unternehmen erscheint gerade zu verschwindend wenn man sich die Daten in der Tabelle anschaut. Dabei zahlt doch Twitter sogar seinen Vorstandsmitgliedern mehr als Facebook (Quelle: fortune.com). Das Elon Musk den Vorstand finanziell erleichtern will scheint unter all den genannten Umständen also gar keine so schlimme Sache mehr zu sein. Übertroffen hat man sich bei der Leitung von Twitter keinesfalls.
Lasst Elon machen
Dieser Artikel soll auf keinen Fall falsch verstanden werde. Ich habe weder etwas gegen den Vorstand noch gegen das Unternehmen selbst. Die Marke Twitter ist immens erfolgreich und bekannt, ich kenne niemanden der von Twitter nicht schon gehört hat. Das Geschäftsmodell ist sehr leichtgewichtig und kann daher schnell skaliert und verbreitet werden. Twitter kann in jedem Land operieren und hat eine immense Zahl an monatlichen Nutzern die auf der Plattform aktiv sind. Dennoch liegt hinter der Marke eine Menge Potential, aus dem bislang scheinbar keiner des aktuellen Managements schöpfen konnte. Elon Musk sieht die Dinge klarer und hat bereits jetzt zahlreiche Ideen die er gerne in Twitter implementieren möchte. Seine Erfolgsgeschichte als CEO und seine Popularitäte dürften dem Unternehmen auf keinen Fall wehtun und könnten Twitter zu einem extrem profitablen Konzern machen. Obwohl ich weder in Twitter noch einem von Elon Musks Unternehmen investiert bin, betrachte ich die aktuelle Situation als eine große Chance für den Social Media Gigant, die auf jeden Fall ergriffen werden sollte.
Es bleibt abzuwarten ob das Management diese einmalige Chance ergreift oder ob es an seiner bisherigen Strategie, Elon Musk als gefährlichen Ameisenbär für ihren Bau zu betrachten, festhält. Egal wie die Situation ausgeht, bleibt die Geschichte interessant und bietet lehrreiche Informationen für die Zukunft.
Elon Musk Foto by Daniel Oberhaus, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Bisher keine Kommentare