Die Inflationsraten im hiesigen Wirtschaftsraum haben im Jahr 2022 neue Rekorde aufgestellt. Die Geldentwertung betrifft nicht nur Europa, sondern viele weitere etablierte Volkswirtschaften weltweit. Für Anleger stellt sich die Frage, welche Folgen sich aus dieser Situation für ihre Investments ergeben.
Was ist Inflation?
Der Begriff „Inflation“ bezeichnet eine ökonomische Situation, in der die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des vorhandenen Geldes nimmt ab. Daraus folgt, dass Konsumenten mehr Geld ausgeben müssen, um die gleiche Menge an Gütern zu kaufen.
Der Unterschied zwischen Nominal- und Realzins
Bevor du erfährst, wie sich unterschiedliche Inflationsraten auf deine Investments auswirken, erklären wir dir den Unterschied zwischen dem Nominal- und dem Realzins.
Der Nominalzins ist der Zins beziehungsweise die Rendite, die du auf ein Investment erhältst. Die Geldentwertung lässt du außer Acht.
Es handelt sich um den Zinssatz, der auf dem Papier festgeschrieben ist und deine Rendite in Geldeinheiten beschreibt.
Investierst du 10.000 Euro in eine Anleihe und der Zinssatz beträgt 5 % pro Jahr, erhältst du nach einem Jahr eine Zinszahlung in Höhe von 500 Euro.
Ähnlich gehst du bei der Berechnung der Rendite von Aktieninvestments vor:
Steigt der DAX von 15.000 auf 16.000 Punkte und partizipierst du linear (ohne Einsatz von Hebelprodukten) von dem Kursanstieg, dann hast du einen Gewinn in Höhe von 6,67 % erzielt.
Vom Nominalzins unterscheidet sich der Realzins: Dieser gibt an, wie viel zusätzliche Kaufkraft dein Investment generiert, falls du eine nominal positive Rendite erreichst.
Der Realzins ergibt sich aus dem Nominalzins abzüglich der Inflationsrate im jeweiligen Zeitraum.
Das heißt: Erzielt dein Investment während eines Jahres eine Rendite in Höhe von 5 % und liegt die Inflationsrate im gleichen Zeitraum bei 2 %, dann hat dein Investment deine Kaufkraft um 3 % erhöht.
Ein vergleichbares Investment, das dir eine Rendite in Höhe von 5 % beschert, würde bei einer Inflationsrate von 8 % zu einem realen Kaufkraftverlust in Höhe von 3 % führen.
Auswirkungen der Inflation auf deine Investments
Pauschal lässt sich sagen, dass eine hohe Inflationsrate die realen Erträge deiner Investments mindert. Erzielst du eine positive Rendite, schmälert die Geldentwertung den tatsächlichen Ertrag. Schließlich möchtest du von deinen Erträgen reale Güter erwerben, sodass du keinen Nutzen davon hast, wenn lediglich dein Kontostand steigt, sämtliche Waren und Dienstleistungen aber gleichzeitig teurer werden.
Bei einer negativen Entwicklung deiner Investments vergrößert sich dein realer Kaufkraftverlust.
Hohe Inflationsraten wirken sich in einer weiteren Hinsicht negativ auf deine Erträge aus:
Eine starke Geldentwertung stellt Konsumenten wie Produzenten vor Schwierigkeiten: Der Wert der Sparvermögen nimmt ab, die Verbraucher agieren angesichts ungewisser Zukunftsperspektiven zurückhaltend.
Die Verbraucherstimmung trübt sich ein, worunter die Bilanzen der Konzerne leiden – Anleihen- und Aktienkurse fallen.
Die Zentralbanken haben die Möglichkeit, hohe Inflationsraten durch regelmäßige Erhöhungen der Leitzinsen zu bekämpfen.
Sobald sie diesen Schritt ergreifen, entziehen sie den Finanzmärkten Liquidität. Im Regelfall resultieren daraus ebenfalls fallende Aktienkurse.
Für deine Investments bedeutet eine hohe Inflation nicht nur eine Verringerung deiner realen Rendite, sondern ein unsicheres und volatiles Marktumfeld, in welchem die Gefahr von Fehlinvestitionen steigt.
Wie reagieren Star-Investoren auf hohe Inflationsraten?
Der bekannte kanadische Investor Kevin O’Leary empfahl im August 2022, in Zeiten starker Geldentwertung Aktien von solchen Unternehmen zu kaufen, die über eine Preissetzungsmacht verfügen. Demnach seien einige Güter und Dienstleistungen für Menschen lebensnotwendig, die Konsumenten seien deshalb bereit, Preiserhöhungen zu akzeptieren.
O’Leary riet zum Investment in Aktien von Unternehmen der Gesundheitsbranche und Firmen, die zyklische Konsumgüter produzieren.
Eine ähnliche Strategie verfolgt Investment-Legende Warren Buffett: Dieser investiert zumeist in zeitlose und weltweit bekannte Unternehmen wie Coca-Cola.
Seine Investmentstrategie ist nicht nur auf kurz- bis mittelfristige Kursgewinne ausgerichtet, sondern zielt zudem auf regelmäßige Dividendenzahlungen ab.
Wenngleich der operative Gewinn seines Finanzkonglomerats Berkshire-Hathaway zuletzt zurückging, ist das Unternehmen weiterhin finanziell hervorragend aufgestellt.
Investoren wie Warren Buffett und Kevin O’Leary konzentrieren sich stets auf die langfristige Entwicklung ihrer Investitionen. Kurzfristige Kursschwankungen beeinträchtigen ihre finanzielle Situation deshalb unwesentlich.
Indem sie Aktien weltbekannter und traditionsreicher Unternehmen kaufen, die den Grundbedarf von Konsumenten decken, sichern sich professionelle Investoren gegen Totalverlustrisiken ab. Es ist unwahrscheinlich, dass Unternehmen wie Coca-Cola, American Express oder verschiedene Versicherungsunternehmen in existenzgefährdende Schwierigkeiten geraten und ihre Aktien wertlos werden.
Fazit
Hohe Inflationsraten schmälern den realen Ertrag deiner Investments. Um Phasen erhöhter Teuerung zu überstehen, empfiehlt sich die Investition in bekannte und solide aufgestellte Unternehmen, die den Grundbedarf der Bevölkerung decken.
Ein langfristiger Investitionshorizont hilft dir, vorübergehende Kursschwankungen zu überstehen. Durch die Auswahl von Aktien mit einer hohen Dividendenrendite erzielst du jährliche Erträge in Addition zu Kursgewinnen. Im Regelfall erhältst du diese Ausschüttungen auch dann, wenn der Aktienkurs stagniert oder sich in einer leichten Schwächephase befindet.
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